Hintergrund und Ziele
Worum geht es bei „Regio-Protect“?
Fahranfänger*innen – und unter ihnen insbesondere die jungen Fahrer*innen (16- bis 24-Jährige) – verunfallen im Vergleich zu anderen Altersgruppen überproportional häufig im Straßenverkehr. Dies ist vor allem auf eine mangelnde Verkehrswahrnehmung bzw. fehlerhafte Einschätzung von Gefahrensituationen zurückzuführen. Der Erwerb der Fahrerlaubnis bedeutet nämlich nicht automatisch den Abschluss des Erwerbs der Fahrkompetenz – dazu braucht es Fahrerfahrung. So weisen Fahranfänger*innen ein anderes Blickverhalten als erfahrene Autofahrer*innen auf und erfassen die Verkehrsumwelt noch nicht ganzheitlich. Sie unterschätzen Risiken, halten häufiger den Sicherheitsabstand nicht ein, passen ihre Geschwindigkeit nicht an oder fahren unter Einfluss von Alkohol und Drogen – typische Fahranfängerunfälle sind die Folge. Bei diesen Fahranfängerunfällen setzt das Projekt „Regio-Protect“ an.
Die Idee hinter „Regio-Protect“ basiert auf dem Grundsatz: Lerne aus den Fehlern anderer und nimm sicherer am Straßenverkehr teil. Das Projekt zielt vor allem auf eine Optimierung der Fahranfängervorbereitung ab, indem es dabei hilft, Ausbildungselemente zu verbessern und mit Prüfungselementen zu verbinden. Durch die Stärkung der Verkehrswahrnehmung und Gefahrenvermeidung der Fahranfänger*innen soll ein Beitrag zur Reduzierung der Anzahl und der Schwere der Fahranfängerunfälle in Brandenburg geleistet werden. Hierfür hält „Regio-Protect“ eine interaktive Karte zu regionalen Gefahrenstrecken mit ergänzendem Bildmaterial und Unfallinformationen für Fahrlehrer*innen, Fahrschüler*innen und Fahrerlaubnisprüfer*innen – sowie für alle weiteren Interessierten – bereit. Darüber hinaus werden Unfallstatistiken und Lehr-Lernmaterialien für Fahrlehrer*innen zur Verfügung gestellt, die dazu dienen, Fahrschüler*innen für Unfallrisiken und Gefahrenschwerpunkte in ihrem Wohnumfeld zu sensibilisieren. Die Wirksamkeit von „Regio-Protect“ konnte in einer Evaluationsstudie nachgewiesen werden: Die „Regio-Protect“-Materialien fördern die Fähigkeiten der Fahrschüler*innen zur Verkehrswahrnehmung und Gefahrenvermeidung.
Neben den Fahranfänger*innenn verursachen ebenso ältere Fahrer*innen überproportional viele Unfälle, daher umfasst „Regio-Protect“ auch diese Zielgruppe. Somit werden im Rahmen des Projekts zusätzlich Materialien für die Generation 75+ bereitgestellt.
Wie funktioniert „Regio-Protect“?
Das Kernelement stellt eine interaktive Karte mit regionalen Gefahrenstrecken dar. Die Identifizierung der Strecken erfolgt durch die wissenschaftliche Auswertung der Verkehrsunfalldaten des Landes Brandenburg für die Zielgruppen „Junge Fahrer*innen“ (16- bis 24-Jährige) und „Ältere Fahrer*innen“ (75+). Zu den Gefahrenstrecken werden Detailinformationen zu den Einzelunfällen sowie Bildmaterialien in Form von Streckenvideos und -fotos bereitgestellt.
Neben der interaktiven Karte werden ergänzende Informationen und weitere Lehr-Lernmaterialien zur Verfügung gestellt. Die Materialien und Informationen rund um die Gefahrenstrecken können von Fahrlehrer*innen genutzt werden, um ihre Fahrschüler*innen im Theorieunterricht und in der Fahrpraktischen Ausbildung mit den fahranfängertypischen Unfallrisiken und den Gefahrenschwerpunkten in ihrer Region vertraut zu machen. Im Rahmen der Fahrerlaubnisprüfung, insbesondere bei der Planung der Prüfungsstrecken und im Abschlussgespräch, sollten die Gefahrenstrecken ebenfalls Berücksichtigung finden. Neben den Materialien für Fahranfänger*innen stehen auch für die Schulung älterer Fahrer*innen Materialien bereit.
Nicht nur Fahrlehrer*innen und -schüler*innen werden mit „Regio-Protect“ angespochen: Fahranfänger*innen können sich über die besonderen Probleme beim Autofahren in der Zeit direkt nach dem Fahrerlaubniserwerb informieren und ältere Fahrer*innen können die Risiken kennenlernen, die mit dem Fahren im höheren Alter verbunden sind. Selbstverständlich bietet das Projekt auch allen weiteren Interessierten die Möglichkeit, sich mit den Gefahrenstrecken in ihrer Umgebung auseinanderzusetzen und die bereitgestellten Informationen zur Verbesserung der Verkehrssicherheit zu nutzen.